Verwendung von Fällhebern in der Holzernte

Einsatz des großben Fällhebers

Ein gleichermaßen bei Profis wie auch bei semiprofessionellen Waldarbeitern beliebtes Werkzeug ist der Fällheber. In unterschiedlichen Größen bzw. Längen erhältlich, kommt das Werkzeug sowohl bei der Baumfällung als auch beim Einschneiden, Entasten oder zum Drehen der Hölzer zum Einsatz.

Der Vorteil des Fällhebers liegt auf der Hand. Ein Werkzeug für mehrere Einsatzbereiche, das spart zunächst einmal Gewicht beim Transport im Wald. Zum anderen lässt sich am Wendehaken des Fällhebers auch der Kraftstoffkanister transportieren. Wird der Fällheber mit dem Kanister geschultert, bleibt die zweite Hand für die Motorsäge frei.

Aber genau dieser Vorteil führt häufig auch zu Problemen beim Einsatz des Fällhebers. Die konstruktiven Einsatzgrenzen (Holzstärken) werden häufig überschritten, d.h. die Werkzeuge werden in Holzdimensionen eingesetzt, in denen die auftretenden Belastungen sowohl den Waldarbeiter als auch das Werkzeug überlasten.

Gefahren beim Einsatz von Fällhebern

Werden die Werkzeuge außerhalb der empfohlenen Einsatzgrenzen eingesetzt, so sind Überlastungen des Anwenders, vor allem im Wirbelsäulenbereich, zu erwarten.
Ebenso kann es bei Materialüberlastung zu Brüchen der Fällheberplatte bzw. des –stieles kommen. Die in der Folge freiwerdende Körperkraft führt oft zu Stürzen, Prellungen oder sogar noch schlimmeren Unfällen.
Bei zu großen Stammdurchmessern greift der Wendehaken oftmals nur unzureichend. Ein Ausreißen beim Wendevorgang birgt nahezu die gleichen Unfallgefahren wie ein Materialbruch.
Der Einsatz des Fällhebers verlangt eine spezielle Fälltechnik. Kettensäge und Fällheber dürfen nicht im gleichen Schnitt geführt werden.
Wird bei der Fällschnittanlage nicht präzise gearbeitete bzw. hat die Fällheberplatte im Fällschnitt Toleranzen, so kann der Baum sich entgegengesetzt zur Fällrichtung bewegen. In der Folge muss der „Rückhänger“ über den Schwerpunkt gehebelt werden, was wiederum ganz schnell zu einer Überlastung von Material und Mensch führt.
Beim Abdrehen von „Hängern“ kann es zu Fußverletzungen durch einen geringen Abstand zum Stamm kommen.
Wir das Werkzeug nicht fachgerecht nachgeschärft, befestigt sich der Wendehaken oftmals nur unzureichend. Die Folge kann ein unkontrolliertes Lösen (s. Materialbruch) des Fällheber sein.

Werkzeugprüfungen durch das KWF

Das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) prüft in einem intensiven Testverfahren die Praxistauglichkeit von Fällhebern. Dabei werden die Prüfobjekte mit Kräften beaufschlagt, die in der Praxis normalerweise nicht erreicht werden. Die Fällheber müssen:

  • einer statischen Belastung von 300 kg ohne Verformung standhalten.
  • 400 Lastwechseln mit 160 kg (davon 100 bei -10 Grad Celsius) ohne Schaden überstehen.
  • bei einer Überlastung sich zu erst dauerhaft verformen und dürfen nicht brechen.

Besteht das Werkzeug diesen Prüfstandtest und den Praxistest im Wald, so erhält der Hersteller bzw. das Werkzeug die Gebrauchswertprüfung. Sollten Sie also über die Anschaffung eines Fällhebers nachdenken, so empfiehlt es sich auf jeden Fall ein KWF-geprüftes Werkzeug zu kaufen.

Hinweise zum sicheren Einsatz

Trotz dieser aufwendigen Prüfung geben das KWF und die Hersteller der Werkzeuge gleichermaßen folgende Hinweise zum Einsatz von Fällhebern:

Fällheber sind nur für die Ein-Mann-Arbeit zugelassen. Wird der Fällheber mit der Kraft zweier Personen beaufschlagt, kommt es sehr schnell zur Materialüberlastung.
Fällheber nur auf Zug einsetzen, niemals den Fällheber vom Körper weg drücken. Löst der hängende Baum sich plötzlich, kann der Waldarbeiter vom Fällheber unter den fallenden Baum gedrückt werden.
Bei Einsatz auf sicheren Stand achten. Rechnen Sie auch mit einer plötzlichen Entlastung!
Fällheber dürfen nicht nachgeschweißt werden. Nachträgliche Schweißarbeiten führen zur Materialveränderung und in der Folge zu erhöhter Bruchgefahr.
Stark verbogene oder gebrochene Fällheber müssen gegen einen neuen ausgetauscht werden.
Die UVV besagt, dass Eisenwerkzeuge (Eisenkeile, Fällheber) sich nicht im gleichen Schnitt wie die Motorsägenkette befinden dürfen. Bei Kontakt kann es zu Kettenrissen bzw. zu abgebrochenen Schneidezähnen kommen. Die umher fliegenden Bruchstücke haben häufig eine hohe Geschwindigkeit und können zu ernsthaften Verletzungen führen. Wenden Sie daher eine spezielle „Fälltechnik für den Fällheber“ an.

Einsatzgrenzen von Fällhebern.

Neben den Verhaltenshinweisen gilt es auch ganz klar definierte Einsatzgrenzen für den Fällheber zu berücksichtigen:

Fällheber Fällen von
Bäumen
Zufallbringen von „Hängern“ Wenden von Bäumen
Kleiner Fällheber
(ca. 80 cm Grifflänge)
25 cm BHD 25 cm BHD 25 cm BHD
Großer Fällheber
(ca. 130 cm Grifflänge)
25 cm BHD 25 cm BHD 35 cm BHD

Fazit

Die genannten Einsatzgrenzen werfen die Frage auf, ob die Anschaffung eines kleinen Fällhebers überhaupt sinnvoll erscheint. Denn auch wenn der große Fällheber fast gleiche Grenzwerte aufweist, so ist die Hebelkraft doch eindeutig größer bzw. die Belastung für den Anwender geringer.

Es ist wie mit vielen anderen Dingen auch. Richtig angewendet bleibt festzustellen, dass der Fällheber im schwachen bis mittelstarken Nadelholz ein ideales Arbeitsgerät darstellt. Die negativen Punkte treten dagegen häufig bei Überlastung auf. Und dafür kann das Werkzeug keine Verantwortung übernehmen, die liegt immer noch beim Anwender selbst.