Fächerschnitt

Für die Fällung von mittelstarkem und starkem Holz wird in der Praxis häufig der Fächerschnitt angewendet. Die Fälltechnik ist verhältnismäßig leicht durchzuführen, da sie ohne Stechschnitte auskommt. Die Motorsäge wird, daher der Name Fächerschnitt, bei der Anlage des Fällschnittes über den Krallenanschlag so geführt, dass das Schnittbild sprichwörtlich einem Fächer gleicht. Durch die überwiegende Schnittführung mit einlaufender Motorsägenkette ist die Belastung für Mensch und Maschine verhältnismäßig gering.

Benötigte Werkzeuge

  • Motorsäge
  • 2 -3 Alukeile (im Nadelholz alternativ Kunststoffkeile)
  • Spalthammer oder Axt
  • Signierkreide

Baumansprache

Der Fächerschnitt kann bei gerade stehendem Laub- oder Nadelholz angewendet werden. Er empfiehlt sich besonders dann, wenn der Baumdurchmesser größer ist wie die Schnittlänge der eingesetzten Motorsäge. Übersteigt der Baumdurchmesser allerdings die doppelte Schnittlänge, kann zusätzlich noch ein Herzstechschnitt notwendig werden. Während der Fächerschnitt durchaus auch durch den weniger geübten Waldarbeiter angewendet werden kann, sollte die Ausführung des Herzschnittes aber durch geübte Motorsägenführer erfolgen.

Arbeitsablauf

Zu Beginn der Arbeit führen Sie eine sorgfältige Baumansprache durch. Kontrollieren Sie den Gefahrenbereich und sperren Sie bei Bedarf Wege fachgerecht ab. Räumen Sie den Arbeitsbereich und die Rückweichen frei und achten Sie auf einen sicheren Stand.

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Schritt 1

Nach der Baumansprache und dem Freiräumen des Arbeitsplatzes und der Rückweiche erfolgt die Anlage des Fallkerbs. Da der Fächerschnitt bei mittelstarkem Holz ( ab 20 cm Brusthöhendurchmesser) und starkem Holz (ab 35 cm Brusthöhendurchmesser) zum Einsatz kommt, muss der Fallkerb mit einem Öffnungswinkel von 45-60 Grad angelegt werden. Achten Sie auf eine korrekte Ausrichtung und Ausführung des Fallkerbs. Insbesondere die Fallkerbsehne (siehe auch Grundlagen der Fälltechnik) darf nicht unterschnitten werden.

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Schritt 2

Bei Bedarf markieren Sie sich mit der Signierkreide die Stärke der Bruchleiste und die Bruchstufenhöhe. Beide Markierungen sollten sehr exakt 1/10 des Baumdurchmessers in ca. 1,3 Meter Höhe (Brusthöhendurchmesser) aufweisen. Damit die Markierung optisch besser erkennbar wird, können bei Bedarf die Seitenflanken des Baumes entsprechend der Abbildung beigeschnitten werden.

Vorsicht!
Sollte der Baum im Stammzentrum erkennbare Holzfäule haben, dürfen Sie die Wurzelanläufe oder Seitenflanken nicht beschneiden. Unter Umständen kann es sein, dass die Stammfäule nahezu den gesamten Bereich der Bruchleiste bereits geschwächt hat. Lediglich die Wurzelanläufe sind bei solchen Bäumen in der Regel noch gesund und für die statische Funktion der Bruchleiste von Bedeutung.

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Schritt 3

Kontrollieren Sie den Gefahrenbereich rund um den zu fällenden Baum. Wenn sich keine weiteren Personen im Gefahrenbereich aufhalten, können Sie nach dem Warnruf „Achtung, Baum fällt“ mit dem Fällschnitt beginnen.

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Schritt 4

Setzten Sie die Motorsäge ca. 10 cm hinter der Markierung der Bruchleiste auf der rechten Baumseite (gemeint ist die rechte Flanke im Bezug auf die Fällrichtung) an. Halten Sie die Führungsschiene waagerecht wie in der Abbildung zu sehen. Schwenken Sie nun die Schienenspitze zum Stammzentrum hin und „fächern“ Sie somit den Fällschnitt ein.

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Schritt 5

Nachdem die Säge parallel zur Fallkerbsehne eingefächert wurde, schneiden Sie in dieser Ausrichtung mit der auslaufenden Kette bis an die Markierung der Bruchleiste vor. Somit kontrollieren Sie die Ausformung der Bruchleiste auf der rechten Baumseite.

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Schritt 6

Führen Sie nun die Säge mit der Schienenunterseite im Uhrzeigersinn um den Baum herum. Durch den Einsatz des Krallenanschlags lässt sich die Säge leicht durch den Baum „fächern“. Wenn Sie ca. ¾ des Fällschnittes ausgeführt haben, unterbrechen Sie kurzfristig die Sägearbeit, ohne die Säge dabei aus dem Schnitt zu nehmen.

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Schritt 7

Setzen Sie 1 bis 2 Alukeile in den Fällschnitt und schlagen Sie diese mit wenigen Hammerschlägen fest, so das die Keile fest im Baum sitzen. Achten Sie darauf, das die Keile die weitere Sägearbeit nicht behindern.

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Schritt 8

Fächern Sie den Fällschnitt weiter durch den Baum. Kurz vor Erreichen der linken Bruchleistenmarkierung überprüfen Sie nochmals die Sägenhaltung. Stellen Sie sicher, dass die Motorsäge genau in die Fällrichtung ausgerichtet ist. Schneiden Sie in dieser Position bis zur Bruchleiste vor.

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Schritt 9

Stellen Sie die Säge außerhalb des Arbeitsbereiches und der Rückweichen ab. Schlagen Sie zügig die Keile weiter ein und bringen Sie den Baum so zu Fall.

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Schritt 10

Sobald der Baum selbständig fällt, treten Sie unverzüglich und schnell auf den Rückweichen in Sicherheit. Beobachten Sie aufmerksam den Kronenraum, achten Sie besonders auf lose und hängen gebliebene Äste.

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Ergebniskontrolle

Wenn der Baum durchfällt und Sie alles richtig gemacht haben, sollte der Wurzelstock alle von der UVV geforderten Merkmale aufweisen. Im Einzelnen sind das:

  • Fallkerbgröße 1/5 bis max. 1/3 des Stammdurchmessers.
  • Die Bruchleistenbreite sollte ca. 1/10 des Stammdurchmessers betragen.
  • Die Bruchstufenhöhe sollte 1/10 des Stammdurchmessers betragen.